Interviews

Was sind die „100 Parker Punkte-Weine“ und woher bekommt man sie?

Von Simone | 5. Juni 2019

Mit der Einführung der Parker-Punkte wurde es um ein vielfaches leichter den perfekten Wein zu finden. Aber was genau sind die Parker-Punkte? Unser Weinexperte Daniel Elswood erklärt uns alles dazu- und hat für unsere neuen Weinsammler sogar noch einige Tipps parat.

Was genau ist ein „100 Parker Punkte-Wein“?

Daniel: „Die „Parker Punkte“ sind eine Punkteskala zur Bewertung von Wein, die ursprünglich von Robert Parker Jr. eingeführt wurde. Dieser begann 1978 mit dem „Wine Advocate“, einem zweiwöchentlich erschienenen Newsletter, in dem er Artikel schrieb und seine persönlichen Bewertungen veröffentlichte. Durch die beeindruckenden Abonnenten-Zahlen wurde dieser Newsletter zu einem der meistgelesenen und angesehensten Informationskanäle für Weine. Parker beschäftigte sich anfangs vor allem mit Bordeaux, Rhone und amerikanischen Weinen und hatte großen Einfluss auf diesen Bereich der Branche. Im Laufe der Zeit arbeiteten immer mehr Kritiker für ihn und seinen „Wine Advocate“, sodass man die Bandbreite ausweitete und stetig eine größere Vielfalt an Weinen und Regionen bewertete. Es wurde einmal berichtet, Parker habe sich seine Nase und seinen Gaumen für 1.000.000 US-Dollar versichern lassen, was ihm den Spitznamen „Million-Dollar-Nose" einbrachte.“

Und wie funktioniert dieses Punktesystem?

Daniel: „Das Punktesystem bewertet Weine auf einer Skala von 50 bis 100 Punkten. Die Weine werden blind, also ohne Angabe von Name, Preis oder anderen Informationen, verkostet, häufig auch im direkten Vergleich mit ähnlichen Weinen. Nur ein sehr kleiner Prozentsatz der Weine wird schlussendlich mit 95 Punkten oder höher bewertet. Dementsprechend gibt es auch nur eine minimale Anzahl an Weinen, die die Höchstmarke „100 Punkte“ verliehen bekommen.“ Die Staffelung der Punkte funktioniert wie folgt:

  • 96–100 – außergewöhnlich
  • 90–95 – hervorragend
  • 80–89 – überdurchschnittlich bis sehr gut
  • 70–79 – durchschnittlich
  • 60–69 – unterdurchschnittlich
  • 50–59 – unakzeptabel

2001 Viña Tondonia Matador Parreno | 100/100 Punkte vom „Wine Advocate“

Wie wirken sich die Parker-Punkte auf den Weinmarkt aus?

Daniel: „Von Parker mit 100 Punkten ausgezeichnet zu werden ist der Jackpot, eine der prestigeträchtigsten und bekanntesten Auszeichnungen der Welt. Ein unbekanntes Weingut kann über Nacht zur Sensation werden, in einigen Fällen verdreifachten sich die Werte der Flaschen. Ein gutes Beispiel dafür ist die jüngste Ausgabe des 2016er Sassicaia: der Verkaufspreis lag im Januar bei 635£, also 715€, für sechs Flaschen. Jetzt wird der Wein für 300€ pro Flasche gehandelt bzw. es wurden sogar schonmal 6 Flaschen für 2.400€ verkauft.

Auch wenn die Preise vom einen Moment auf den anderen anziehen können; man sollte auch den langfristigen Wert beachten. Dafür ein Beispiel: der 1985er Sassicaia wurde, auch im Vergleich zu früheren Jahrgängen, im durchschnittlichen Preisniveau herausgegeben. Heute verkauft sich eine Flasche dieses Weins für 1.300€ bis 1.600€, im Gegensatz zu den Jahrgängen 1984 und 1986, diese Flaschen werden mit ca. 200€ gehandelt.

Man kann sagen, dass eine 100 Punkte-Auszeichnung auch dem Gesamtjahrgang ein besseres Image verschafft. Beispiele dafür sind die Bordeaux-Ernten aus 2009 und 2010. Beide entwickelten sich bereits zu einigen der besten Weine der Geschichte, aber dann veröffentlichte Parker seine Ergebnisse. Die beiden Weine wurden zusammen mit 29/100 Punkten bewertet (der 2009er Jahrgang mit 18 Punkten und der 2010er mit 11 Punkten) und wurden so zu absolut durchschnittlichen Tropfen degradiert.“

Hast Du vielleicht noch einen Tipp für unsere neuen Weinsammler?

Daniel: „Mein Tipp: Schauen Sie sich nach Weinen mit 85 oder mehr Parker-Punkten um. Vergessen Sie dabei aber nicht, die Trinkreife (das Zeitfenster, in dem der Wein die optimale Reife erreicht hat) zu prüfen. Die werden häufig mit angegeben und können - abhängig von Ihren Sammlerabsichten - sehr wichtig sein.

Interessieren Sie sich auch für Trinkweine oder lediglich für Weine als Investition? Viele der 100 Parker Punkte-Weine sind sehr jung und können am besten in 10 bis 30 Jahren verzehrt werden. Wenn Sie also von Zeit zu Zeit Ihre Sammlung am Gaumen genießen möchten, suchen Sie am besten nach Weinen, die eher trinkfertig sind.

Auch die Lagerung ist ein wichtiger Aspekt. Damit die Flaschen in einem optimalen Zustand und wertstabil bleiben, müssen sie unbedingt richtig gelagert werden. Idealerweise an einem dunkeln Ort mit einer konstanten Temperatur von 10 bis 15 Grad und einer Luftfeuchtigkeit von 55 bis 60%.

Bei den Top-Jahrgängen und hoch bewerteten Weine rate ich dazu, einen Blick auf die andere Seite des Weinbergs zu werfen und auch die Zweitmarken zu prüfen. Viele der Top-Weine liegen an der Grenze zu weniger bekannten Herstellern, die aber auch eine hervorragende Qualität liefern. Und es gibt noch die Zweitweine. Ein wunderbares Beispiel dafür ist der 2009er Les Fort de Latour, die Zweitmarke des Chateau Latour. Der Grand Vin wurde mit 100 Parker Punkten ausgezeichnet und liegt im Wert bei 1.000€. Die Zweitmarke hingegen ist für ein Fünftel dieses Preises, für ca. 200€, erhältlich und ist als exzellenter Wein anerkannt.

Wenn die hochdotierten Parker-Weine nichts für Ihren Geldbeutel sind: es gibt viele andere Weinkritiker und Wettbewerbe, die ihr Fach verstehen und gute Empfehlungen aussprechen. Decanter zum Beispiel veranstaltet jährliche Weinwettbewerbe, einen in London und den anderen in Hongkong. In den Blindverkostungen werden über 15.000 Weine von professionellen Verkostern bewertet; dabei hat jedes Bewertungsteam ein bestimmte Vorzüge für eine Region oder ein Land. Verkostet wird dabei alles; Weine aus dem Supermarkt, bis hin zu 100£-Flaschen und so bekommt man gute Tipps für hochwertige Weine, zu einem guten Preis.“

Finden Sie Ihren eigenen 100 Parker Punkte-Wein in unserer Auktion für Exklusive Weine (31. Mai bis 13. Juni 2019).  

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